Filkritik: Identität

Kurz mal zwei Sachen vorweg:

  1. Die Geschichte, von der die Leute erzählen ("da waren zehn Leute auf einer Insel und wurden Stück für Stück ermordet" - "und dann verdächtigten sie den falschen und der hat sich dann gerächt") nennt sich "zehn kleine Negerlein" und stammt von Agatha Christie.
  2. Der Hotelbesitzer hat wahrscheinlich doch gelogen. Wenn er den "alten" Hotelbesitzer so gefunden hätte, wie er erzählt, dann wäre dafür eine zusätzliche Rückblickszene gewesen.
Überhaupt: Im Nachhinein hätte man schon ganz zu Beginn anhand dieser Rückblickszenen erkennen können, wie real die ganze Sache ist. "Ich nehme mir ein Ereignis (die stürmen mit der schwer verletzten Mutter in das Hotel) und überlege mir dann, wie es dazu kommt (die Sache mit dem Verkehrsunfall), wie es DAZU kommt (der Verlust des Schuhes und der beschäftigte Chauffeur) und denke erst dann über das Drumherum nach." Dies ist eine Methode nach der häufig Geschichten geschrieben werden. Zwar werden die Ereignisse hinterher in die zeitliche Reihenfolge gebracht, aber die ursprüngliche Entstehung ist meist ereignisbasiert. Dass diese Entstehung nicht kurz nach Anfang fallen gelassen wird, merkt man am Schluss und an der Erklärung, warum der Polizist keiner ist. Die Idee, einen Film in diesem (zugegeben, verwirrenden) Stile zu drehen, ist eigentlich sehr interessant, leider verkommt dieser Stil hier nur zum Mittel zum Zweck.

Der Film trifft eigentlich zwei Genres auf einmal (eigentlich noch ein drittes, aber dazu komme ich später):

Letztenendes hat man das Gefühl, der Film wollte zwei (bis drei) Genres miteinander mischen, hat aber dabei immer an den entscheidenden Stellen Lücken und ist damit "nichts halbes und nichts ganzes". So aber scheint der Film die Vorteile des Genres vermischen zu wollen, um möglichst viele Leute anzusprechen, was ihm allerdings (IMHO) gründlich misslingt.


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