Zurück zum ersten Teil

Sommer, Sonne, Ferien


Musik

Wenn man in den Urlaub fährt, sollte man immer ein wenig musikalische Unterhaltung mitnehmen.
Wenig ist schlimmer als wochenlang nur die Lieblingsmusik anderer Leute zu hören. (jemals auf Cluburlaub in der Türkei gewesen ? Jaul)
Leider kann ich keine Gitarre spielen und unser Klavier passte nicht in den Kofferraum
(Klavier hätte ich auch dort nicht lernen wollen) also habe ich ein wenig mit einem Schulkollegen (Computerfreak) geflirtet und konnte so eine *brand*neue CD-Kollektion "Ostsee 0-F" mit den schönsten Lieder derzeit mitnehmen
(Computer fangen bei 0 zu zählen an und F ist die 15 in Computersprache - Dirk ist halt ein echter "Phreak")

Somit hatte ich also auf der Fahrt 16 CDs Musik.
Mit einem DiscMan und einem Adapter, um den an das UrAltAutoradio anzuschliessen (den Dirk innerhalb von Sekunden aus einer seiner vielen ElektroGrabbelkisten gezogen hat) liess es sich eine Weile aushalten
- etwa 3 Stunden, dann war der CD-Player kaputt.
Einfach so.
Nix ging mehr,
auch keine neuen Batterien...
Wäre nur Dirk dabeigewesen, er hätte das Teil sofort mit seinen Schraubenziehern (er hat immer ein komplettes Set im Rucksack) bearbeitet, um mir dann 10 Minuten später zu erklären, dass das Gerät kaputt ist...
Vielleicht hätte er es noch zusammengebaut, ohne Einzelteile draussen zu vergessen...
Aber er war halt nicht dabei...

Es ist so schön, Kopfhörer aufzusetzen, die Augen zu schliessen, die Musik aufzudrehen und alles um sich herum zu vergessen.
Ohne Musik fehlt da etwas.
Und Eltern-Musik ist ziemlich doof.
Dutzende von Tapes - sorry, "Kassetten" - mit irgendwelchen Leuten, die schon lange tot sind.
Okay, manche von denen touren noch, aber eigentlich sind sie tot.

Naja, Sarah hatte noch einen Walkman, aber die Kassetten mit guter Musik zu Hause "vergessen".
Das einzige, was sie dabei hatte, waren "Daniel-Tapes".
Der liebe "spielt" nämlich nebenbei auch noch Gitarre.
Sie war natürlich davon tierisch begeistert, ihn stundenlang zu gequälter Gittare Beatles und Unterrichtshefte singen zu hören.
Jaqueline stimmte mir zu, dass weder die Gitarre, noch sein "Gesang" auch nur entfernt an die Melodie von "Let it be" erinnerten.

Allerdings waren Jaquelines Bänder auch nicht besser.
Ihre Lieblingsmusik gehört zu Musikrichtungen, deren Namen ich vorher noch nie gehört habe.
"Gothic", "Grunge".
Ich dachte eigentlich, man würde Krach mit "Noise" übersetzen.


Regenbogen

Ich habe diesen Urlaub eine fantastische Erfahrung gemacht. Es mag zwar banal klingen, aber es war ein Regenbogen.

Klar, bei so einem SommerApril hat man schonmal öfter die Sonne im Rücken und kann im Regen die bunten Bögen entdecken. Dieser Regenbogen war aber etwas ganz besonderes. Er war so unglaublich intensiv, schien so unglaublich solide zu sein.
Es gibt ja das Märchen, dass man am Ende eines Regenbogens einen Kessel Gold findet, bei diesem Regenbogen hätte ich es beinahe ausprobiert...

Das Faszinierendste war aber, dass es nicht ein Regenbogen war. Da war dieser unglaublich solide Bogen, der von innen nach aussen in seinen Farben absolut fliessend von blau nach rot überging, und ein wenig darüber war noch ein Bogen, der die Farben sozusagen rückwärts ging.
Er war nicht ganz so stark und solide wie der untere, aber vor den Wolken war das ein absolut beeindruckendes Bild.
Der Äussere, der muss grösser gewesen sein, klar, hat den inneren völlig umfasst, war um ihn herum, als wollte er ihn umkreisen und einfangen.

Ich wusste nicht, dass es möglich ist, einen Doppelbogen zu sehen, so etwas hat mir bisher niemand erzählt.
Wahrscheinlich ist das physikalisch ganz einfach zu erklären, aber die ganze Physik ist mir egal, dieses Bild verdeckt sie komplett.

Es ist so verdammt ärgerlich, dass ich meine Kamera nicht dabei hatte, ich hätte diese Doppelbögen zu gerne für die Ewigkeit bewahrt, so dass ich sie auf Papier vor mir habe, als Poster oder Puzzle drucken lassen kann und nicht nur alleine vor meinen geschlossenen Augen sehen muss.

Ich weiss, dass man Regenbögen fotografieren kann. Ich hab noch ein Bild von einem anderen. Damals hatten Regenbögen noch viel mehr Magie für mich als heute und als ich den Auslöser gedruckt hatte, war ich mir noch sicher, dass auf dem Foto nichts von dem Bogen zu sehen sein würde. Damals schien er mir einfach zu magisch, zu frei, um sich von meiner billigen Kamera einfangen zu lassen. Dann hatte ich irgendwann die Bilder und ihn doch erwischt, gefangen und für immer in Negative gesperrt.

Dieses Mal ist er, sind sie mir erwischt. Im Team konnten sie entwischen...

Es ist auch so schade, dass in diesem Moment niemand in der Nähe war, mit dem ich den Augenblick teilen konnte. Vielleicht ist es besser so, vielleicht hätte es nur einen dummen Spruch gegegen, der die Magie des Momentes völlig verkannt hätte.
Vielleicht war ja dieses mein ganz persönlicher Doppelbogen, nur für mich bestimmt, nicht für Bilder, nicht für Jaqueline, sondern einfach nur für eine wunderhafte Erinnerung dieses Sommers.



Waschräume

Wenn man in einem guten Hotel Urlaub macht, dann hat man eine direkte Verbindung Schlafzimmer zu Badezimmer.
Wenn man von der Schule aus eine Klassenfahrt in eine Jugendherberge macht, hat man oftmals einen Duschraum auf dem Gang. Mit etwas Glück sind dicke Türen zwischen Jungen- und Mädchengängen. Mit etwas Pech darf man vorm Duschen durchs Treppenhaus rennen, weil die Baderäume auf der eigenen Etage gerade renoviert werden.

Wenn man im Campingurlaub ist, hat man entweder Glück - das heisst strahlende Sonne, eine sanfte Windbrise, jede Menge Action und Spass, ein komplettes Badezimmer im Wohnwagen und eine Menge interessante Menschen zum Unterhalten, Spielen, Abhängen etc. - oder man hat Pech - das bedeutet, Extrem-Sommer-April, greifbare Langeweile-Nebelwände, Jaqueline und Sarah sowie einen zentral gelegenes Waschraum.

Das hat so seine Nachteile... "Ich muss mal eben zum Klo"... und schon beginnt der Marathonlauf.

Mitten in der Nacht, gerade aufgewacht, Papierrolle geschnappt und ab nach draussen.
Pattonck - über Zeltseil gestolpert, Hering rausgezogen, irgendein Zelt fällt hörbar ein Stückel zusammen, während man sich aufrappelt und erneut vornimmt, die Taschenlampe nicht nochmal liegenzulassen.

Der Morgen danach, und danach und danach.

Willkommen, es ist morgen, die Sonne zeigt ihr schönstes Gesicht - hinter wundervollen Wolken versteckt, also raus, noch einmal kräftig gestreckt und ab auf die Odyssey zum Waschraum.
Wie wahrscheinlich ist es, dass man frisch, mit perfektem Make-Up und einer ordentlichen Frisur aufwacht?
Wie wahrscheinlich ist es, dass "Das Ding, Dass Gerade Erst Aufgewacht Ist&uot; im Original-Nacht-Schlafanzug und über den Campingplatz schlurfend, von niemandem gesehen wird?
Ich bin diesen Sommer oftmals so früh aufgestanden, dass mich niemand sehen konnte. So früh stehe ich noch nichtmals für Schule auf, aber was tut man nicht alles für sein Image... Wenn man dann hinterher - frisch geduscht, angemessen gekleidet und fit für den Tag - im Klappstuhl sitzt oder liegt, kann man auch die Karawane der anderen Morgenmuffel beobachten. Das kann witzig sein - "ob der Kleine den Teddy absetzt, bevor er die Dusche anstellt" - aber auch erschreckend. Wenn man das nächste mal erst aufsteht, nachdem es hell ist, weiss man genau, wie man aussehen wird. Zumindest weiss ich jetzt schonmal ganz genau, welche Motive meine Schlafanzüge nicht haben werden, wenn ich sie das nächste Mal in einen Campingurlaub mitnehme.


Sonne in den Haaren, Regen im Gesicht, Wind auf der Haut, und Lisa.

Campingplatzdusche - welch ein Lichtblick.

Wenn die Welt draussen furchtbar böse und kalt und regnerisch ist - diesen Sommer nicht wirklich selten - dann gibt es einen schönen, geborgenen, warmen Ort, an den man sich zurückziehen konnte: Das strömende heisse Wasser in der Campingplatzdusche.

Sonne - wunderbar warm, Regen - Duschwasser kommt meist von oben, Wind - wenn irgendein Trottel durch offene Fenster Luftzüge durchlässt, und Lisa - weil ich dank Eltern-Tapes - nochmal sorry - Kassetten das Lied nicht mehr aus dem Kopf bekomme.

Natürlich gilt es auch hier, seine Duschepisoden perfekt zu planen. Das Problem ist nämlich, dass man sich das heisse Wasser mit allen Leuten im Umkreis von 2000 Meilen teilen muss. Sobald jemand - egal ob in der Nachbardusche oder Lichtjahre entfernt - sein heisses Wasser aufdreht, kann man sich auf eine drastische Änderung der Wassertemperatur vorbereiten. Natürlich kann man sich besser vorbereiten, wenn man das Anstellen der Dusche nebenan durch sein eigenes strömendes Wasser hört. Dann kann man nämlich einen Schritt zur Seite treten, bevor man sich die Haare einfriert.

Also duscht man am besten in den Momenten, in denen sonst kein vernünftig denkender Mensch duscht. Das wären frühmorgends, bevor alle Morgenmuffel laukaltes Wasser ziehen, mittags, bevor alle Strandbader zurückkehren, und abends, nachdem sich alle anderen schon von der Reinigungskolonne haben verscheuchen lassen.

Hat man erstmal eine vernünftige Zeit gefunden, dann lässt es sich in strömendem Wasser aber wirklich gut aushalten.
Ich habe bestimmt Stunden unter der Dusche verbracht - und Stunden meine ich nicht aufsummiert über den ganzen Sommer. Wenn es draussen mal wieder bitterkalt ist, ab in die Dusche, heisses Wasser an... und geniessen...

Ich liebe ja diese Hebelwasserkräne. Wenn man zwei Knöpfe hat, dann muss man ja für mehr Wasser aufpassen, dass man nicht einen zuviel oder zuwenig dreht. Hat man nur einen einzigen Hebel, dann muss man den nur weiter Richtung Maximum ziehen. Soll es wärmer werden, dreht man den einfach nach links, für mehr kalt muss man nur mit dem Hintern dagegenstossen und auf die Eiswürfel warten.

Kaltes Wasser hat aber den Vorteil, dass man es mit den Händen oder Tupperdosen (man muss ja vorbereitet sein) schön in die Nebenduschen scheppern kann, wo man seine Kollegen vermutet. Sollte man einen erschrockenen Überraschungsschrei hören, den man weder Sarah noch Jaqueline zuordnen kann, wird es Zeit, langsam zu verschwinden, bevor es Zeit für Erklärungen gibt. Sollte man selber Opfer eines Kaltwasserangriffs werden, empfiehlt es sich, sich gar nix anmerken zu lassen.

Ansonsten immer schön an die aktuelle Temperatur gewöhnen, dann heisser stellen und wieder gewöhnen... Bis jemand anderes duscht, oder man langsam Hunger bekommt.


Fortsetzung folgt... irgendwann...
Zurück zur Textseite